Fehlende Betreu­ungs­plätze erschwe­ren den Schul­beginn

Fehlende Betreu­ungs­plätze erschwe­ren den Schul­beginn

Dutzende Eltern künftiger Erstklass-Kinder sehen mit Sorge auf September:

  • Ausbaustopp der SKB-Stellen im aktuellen Doppelhaushalt war ein Fehler
  • Eltern müssen berufliche Situation wegen Schulanfang des Kindes ändern
  • Vorhersehbar gestiegener Platzbedarf muss nun dringend ad hoc befriedigt werden

Pressemitteilung vom 29. Juli 2022

Mit großer Sorge vor einer ungewissen Zukunft stehen sechs Wochen vor dem Schulbeginn zahlreiche Eltern von Schulanfänger-Kindern da: Noch immer fehlen an Freiburgs Grundschulen dutzende Betreuungsplätze für die neuen Schulkinder. Ursache hierfür ist ein Ausbaustopp der Stellen pädagogischer Fachkräfte, der für den aktuellen Doppelhaushalt gilt.

Wechsel von Kindergarten zur Grundschule = Verlust des Rechtsanspruchs

Seit das Amt für Schule und Bildung (ASB) in der zweiten Maihälfte die Bescheide zur Platzvergabe in der Schulkindbetreuung versandt hat, stehen Telefone und Mail-Postfächer nicht still. Mit Unverständnis und Wut haben Dutzende Eltern auf das Ergebnis der Platzvergabe reagiert, sofern sie eine Absage oder eine Zusage für einen geringeren als den benötigten Betreuungsumfang erhalten haben.

Hauptproblem dabei ist das Unverständnis, wie man nach drei Jahren Rechtsanspruch auf Betreuung im Kindergarten-Alter Eltern plötzlich eben diesen Anspruch verweigern kann. Dabei klaffen die rechtliche Situation – der Rechtsanspruch kommt für Erstklass-Kinder erst im Schuljahr 26/27 – und Lebensrealität meilenweit auseinander.

GEB-S zu politisch Verantwortlichen: Hohe Qualität nicht zur Disposition stellen

Der Gesamtelternbeirat Freiburger Schulen (GEB-S) hat dieses gesamtstädtische Problem daher zu einem der Kernthemen seiner Gespräche mit den Gemeinderats-Fraktionen der Stadt gemacht. Auch mit der Amtsleitung des ASB wurden verschiedene Optionen zur Linderung des akuten Bedarfs eruiert.

Zentral ist dabei für den GEB-S: Die hohe Qualität der pädagogischen Konzeption, die in den vergangenen Jahren für das Modell der Freiburger Schulkindbetreuung erarbeitet wurde, steht nicht zur Disposition. Die im aktuell geltenden Doppelhaushalt umgesetzte Einfrierung des Stellenausbaus in der Schulkindbetreuung war jedoch – basierend auf den stets steigenden Anmeldezahlen – ein Fehler mit Ansage und muss nun dringend kurzfristig korrigiert werden.

Erschwert wird dieser Ausbaubedarf an Stellen für pädagogische Fachkräfte jedoch durch die angespannte Situation auf dem Arbeitsmarkt. Schulkindbetreuer*innen mit der in der pädagogischen Konzeption festgeschriebenen Qualifikation sind heiß umkämpft, auch die Kindertagesstätten kämpfen aktuell mit dem Fachkräftemangel.

Trotzdem muss dringend etwas unternommen werden, um den Eltern der kommenden Schulanfänger*innen die Unsicherheit zu nehmen: Der Schulbesuch des Kindes darf nicht an ein überholtes und bei steigenden Lebenshaltungskosten unmögliches Familienbild mit nur einem Einkommen gebunden sein.

Mögliche Maßnahmen zur Linderung des Platzmangels

Daher setzt sich der GEB-S für ein gestaffeltes Vorgehen ein:

  • Kurzfristig könnte in den verbleibenden sechs Sommerferienwochen an Schulen mit besonders großem Bedarf an Betreuungsplätzen der Betreuungsschlüssel am Nachmittag moderat angepasst werden. Kinder im Alter bis zu zehn Jahren mit dem gleichen Verhältnis an Betreuungspersonal auszustatten wie Kindergarten-Kinder, muss nicht grundsätzlich durchgehalten werden, wenn durch eine Anpassung zusätzliche Betreuungsplätze einfach generiert werden könnten.
  • Mittelfristig müssen die Stellenzahlen in der Schulkindbetreuung im kommenden Doppelhaushalt drastisch erhöht werden, um den weiterhin steigenden Bedarf decken zu können und schrittweise bis zum Schuljahr 26/27 auf die zu erwartende Betreuungsquote im dann beginnenden Rechtsanspruch zu kommen.
  • Langfristig muss, um dem Fachkräftemangel begegnen zu können, über eine Flexibilisierung der Anforderungsprofile nachgedacht werden. Die sehr guten Qualitätsstandards sollten nicht über Bord geworfen, aber mit Augenmaß anforderungsgerecht angepasst werden. Bereits heute gibt es zahlreiche Unterstützungsangebote, die an fehlenden Qualifikationen scheitern, außerhalb der SKB jedoch erfolgreich in der Kinder-und Jugendarbeit in Vereinen oder Kirchengemeinden eingesetzt werden.
  • Linderung könnte ggf. auch eine Flexibilisierung der Module schaffen, sofern diese nicht die Qualität der pädagogischen Arbeit beeinträchtigt. Zahlreiche Plätze mit einer Betreuungszeit bis 17 Uhr werden in der Praxis nicht voll ausgeschöpft, wodurch Betreuungspersonal gebunden wird; ein bedarfsgerechterer Personaleinsatz könnte somit unter Umständen mehr Betreuungsplätze generieren.

Die Zeit drängt

Der Schul-Start des eigenen Kindes darf nicht aufgrund fehlender Betreuungsplätze nur durch eine Reduktion des eigenen Arbeitspensums ermöglicht werden. Die Vorreiterrolle der Stadt Freiburg im Ausbau der Schulkindbetreuung muss dringend wieder reaktiviert werden.

Dafür stehen ab heute sechs Wochen zur Verfügung.


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