Umfrage unter Eltern Frei­burger Grund­schul­kin­der been­det

Umfrage unter Eltern Frei­burger Grund­schul­kin­der been­det

  • Eltern von über 16% aller Freiburger Grundschulkinder antworten
  • Bewertung der Unterstützung durch Lehrende im Lockdown gut
  • Positive Entwicklung im Vergleich zum Frühjahr 2020
  • Maskenpflicht in der Grundschule für Mehrheit eine Option


FREIBURG. Eine Woche lang waren die Eltern Freiburger Grundschulkinder aufgerufen, an einer Umfrage teilzunehmen. Acht Wochen nach der erneuten Schulschließung hatte der Gesamtelternbeirat Freiburger Schulen (GEB-S) dazu aufgerufen, um die Stimmung in der Elternschaft einzufangen und valide Daten der Betreuung durch die Schulen zu erhalten, die über persönliche Einzeleindrücke hinausgehen. Nun ist die Umfrage unter Eltern Freiburger Grundschulkinder beendet.

Mit 924 Antworten und Daten zu insgesamt 1120 Kindern an Freiburger Grundschulen ist dieses Ziel erreicht worden. »Die Resonanz freut uns unglaublich! Bei Daten zu insgesamt über 16% der Freiburger Grundschulkinder kann man hier durchaus von einem validen Stimmungsbild ausgehen«, erläutert Raban Kluger, 1. Vorsitzender des GEB-S. »Erfreut hat uns auch die im Durchschnitt sehr realistische und wohlwollende Bewertung der Lehrerinnen und Lehrer. Wir haben hier keine durch die Anonymität des Internets kaschierten Wut-Bewertungen erhalten.«

Die Detail-Auswertung wird noch etwas dauern, insbesondere die 35-seitige Ansammlung der Freitext-Kommentare. Aus ihnen spricht – soviel ist nach einer ersten Durchsicht klar – durchaus das ein oder andere Mal Verzweiflung durch die Überforderung im Homeschooling, Unverständnis über Entscheidungen des Kultusministeriums, eine differenzierte Bewertung des Engagements einzelner Lehrkräfte oder auch die Schwierigkeit, die Motivation fürs Homeschooling unter solch einer Belastung bei Kindern und Eltern so lange aufrecht zu halten.

Insgesamt fallen die Ergebnisse aber gut aus: Das Unterstützungsangebot durch Lehrerinnen und Lehrer wird mit den Schulnoten 2- bis 2,5 bewertet. Interessant ist hierbei in der Meta-Analyse, dass die Bewertung besser ausfällt, je mehr Schulkinder die Eltern haben. Eine noch stärkere Verbesserung der Bewertung ergibt sich bei einer größeren Anzahl an Kindern auf weiterführenden Schulen. »Hier hätte man denken können, der Fernunterricht mit zahlreichen Online-Angeboten und einer größeren Anzahl an Videokonferenzen würde eher dazu führen, dass das Angebot der Grundschulen leicht abgewertet würde in der persönlichen Betrachtung, aber das Gegenteil ist der Fall«, berichtet Sebastian Kölsch, der im GEB-S für die Umfrage verantwortlich ist.

Erfreulich ist die große Zahl derer, die die eigene Ausstattung als für Homeschooling ausreichend ansehen: 78,9% der Befragten gaben an, dass dies der Fall sei, für 16,2% ist dies ein Problem, der Rest machte dazu keine Angabe.

Nicht verwunderlich: Je mehr Schulkinder in den Familien betreut werden, desto eher verschiebt sich diese Aussage hin zur problematischen Situation. Bei vier zu betreuenden Schulkindern gibt eine Mehrheit von 53% an, dass die eigene Ausstattung ein Problem sei.

Während das Engagement der Lehrerinnen und Lehrer und die grundsätzliche Unterstützung durch die Schulen als positiv wahrgenommen wird („Die Lehrer*innen sind der Ausnahmesituation gewachsen“ meinten 59,5%, „Ich fühle mich von der Schule ausreichend unterstützt“ bejahten 58,7%), kritisiert eine deutliche Mehrheit die Infrastruktur: 59,2% sind nicht der Meinung, die Schulen seien ausreichend für den Lockdown ausgestattet.  

Wie geht es weiter?

Ab Montag startet der Wechselunterricht an baden-württembergischen Grundschulen. Die Eltern sehen das mit gemischten Gefühlen: nur 51,7% halten dies für eine begrüßenswerte Option, 39,9% finden es nicht ok. Für einen besseren Infektionsschutz wäre eine Mehrheit für eine Maskenpflicht auch an Grundschulen: „Maskenpflicht für Grundschulkinder wäre als Schutz ok“ bekräftigten 53,8%, nur 35,7% lehnten dies ab (der Rest machte keine Angaben). Wenig überraschend: Je älter die betreuten Kinder, desto stärker die elterliche Befürwortung einer Maskenpflicht in der Grundschule. Wer bereits Kinder an weiterführenden Schulen hat und dort ja schon seit längerem Erfahrungen der Kinder mit einer Maskenpflicht gemacht hat, unterstützt die Idee gar mit 64%.

Die aufgehobene Präsenzpflicht, um die Kinder vor möglichem Infektionstreiber-geschehen zu schützen, ist nur für wenige eine Option. „Ich würde bei offenen Schulen mein Kind lieber daheim lassen“ beantworteten nur 12,9% mit Ja.

Verkürzte Ferien, um versäumte Lerninhalte nachzuholen, lehnt eine knappe Mehrheit ab. 48,4% antworteten auf die Frage „Verkürzte Ferien um Lernstoff nachzuholen wären ok“ mit Nein, 43% mit Ja, immerhin 8,6% hatten hierzu noch keine Meinung.

Die Notbetreuung, die seit Dezember angeboten wird und nicht mehr an Kriterien wie besondere („systemrelevante“) Berufe der Eltern geknüpft ist, wird durchaus kritisch gesehen. Mit der Aussage „Es sind zuviele Kinder in der Notbetreuung“ freundeten sich 29,9% an, 21,9% sahen das nicht so. Die große Mehrheit (48,2%) machte hierzu keine Angaben, wahrscheinlich in Ermangelung von Eindrücken vor Ort.

Von den 1120 Kindern, die die Umfrage-Teilnehmenden betreuen, waren in den letzten Wochen 325 in der Notbetreuung angemeldet. Das entspricht ungefähr dem 30%-Schnitt, der an vielen Schulen Realität war.
Auffällig ist die Selbsteinschätzung hinsichtlich einer stärkeren Beschränkung der Anspruchskriterien auf Notbetreuung: 37,5% der in der Notbetreuung angemeldeten Kinder hätten nach Angaben der Eltern momentan kein Anrecht auf einen Notbetreuungsplatz, wenn die gleichen Kriterien wie im Frühjahrs-Lockdown gelten würden.

»Gerade in Verbindung mit dem Wechselunterricht ab Montag wird die Notbetreuung viele Schulen an ihre personellen und räumlichen Grenzen bringen«, so Raban Kluger. »Die Daten zeigen uns leider auch, dass das Modell der Betreuungsgemeinschaft, was Schülerinnen und Schülern Sozialkontakte ermöglicht und die hohe Belastung der Eltern reduziert, kaum angewendet wird«, so der Vorsitzende des GEB-S. Nur 14,9% hatten angegeben, solche Betreuungsgemeinschaften zu bilden.

So reflektiert die Bewertung durch die Eltern in der Umfrage auch ausfielen und so grundsätzlich positiv die Bewertung der Lehrerinnen und Lehrer ausfiel:
Die Schulen sollten dringend wieder öffnen“ entlockte 61,4% der Befragten ein klares Ja. 20,8% verneinten diese Aussage, wobei nicht abgefragt wurde, ob dies aus Infektionsschutz-Gedanken geschah oder aufgrund der Tatsache, dass man sich mit dem Homeschooling bereits so gut arrangiert hat. Während die detaillierte Auswertung noch weiterläuft, wird der GEB-S auch das Gespräch mit den Schulen suchen. Mit der geschäftsführenden Schulleiterin der Grundschulen Freiburgs, stehen die Mitglieder des Gesamtelternbeirats ohnehin im regen Austausch. Hier wird gemeinsam erörtert werden, wo man auf lokaler Ebene noch Verbesserungen für die nächsten Wochen Wechselunterricht vornehmen könnte.


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