Auf den letz­ten Drücker: 80.000 Schnell­test-Kits in Frei­burg einge­troffen

Auf den letz­ten Drücker: 80.000 Schnell­test-Kits in Frei­burg einge­troffen

Im letzten Moment sind 80.000 Schnelltest-Kits in Freiburg eingetroffen: Heute um die Mittagszeit kam die wichtige Lieferung an. Das ist zwar erfreulich, war aber für einige Schulen zu spät – am Montag können daher einige in Freiburg noch nicht in den Wechselbetrieb starten.

Ankündigungen und Realität

Das Kultusministerium hatte am Mittwochnachmittag angekündigt, dass Schulen ab dem 19. April mit Wechselbetrieb in die Präsenz starten können. Hygienemaßnahmen, Abstand und Schnelltests wurden als Voraussetzungen für den Schulbetrieb genannt. Nun sollte man meinen, dass die Ankündigung und die Realität aufeinander abgestimmt seien. Denn sowohl für die Entscheidungen als auch für die Lieferungen ist das Land Baden-Württemberg zuständig. Aber Kultusministerium und Sozialministerium sind sich nicht so grün(-schwarz), wie es in der momentanen Situation wichtig wäre. Und die Lieferungen der Schnelltests (die ja eigentlich bereits zum Start der Abschlussklassen, der Notbetreuung und der SBBZ G/K Anfang dieser Woche zur Verfügung hätten stehen sollen) lief schleppend und spontan ab.

Die Stadt Heilbronn, die aufgrund einer Inzidenz weit über 300 sowieso keinen Schulbetrieb haben wird, hatte zum Beispiel 26.000 Testkits geliefert bekommen. In Freiburg, der baden-württembergischen Stadt mit der niedrigsten Inzidenz, kamen hingegend nicht genügend Schnelltests an, um gesichert am Montag in die Präsenz zu starten.

Wieviel muss getestet werden?

Grundsätzlich soll an allen Schulen zweimal pro Woche getestet werden. Das betrifft die Kinder und das an Schulen tätige Personal – vom Hausmeister bis zur Schulleiterin. Bereits ab Montag gilt: Ohne negatives Schnelltest-Ergebnis darf die Schule nicht betreten werden. Wer sich nicht testen lassen will, zählt als nicht-negatives Testergebnis und darf nicht in die Schule.

Damit war für die Schulleitungen klar, dass die Verfügbarkeit der Schnelltests darüber entscheidet, ob ein Präsenzbetrieb durchgeführt werden kann. Denn selbst bei einem 50%-Wechselbetrieb benötigt man jede Schulwoche etwas mehr Tests als Schüler*innen, da durch Notbetreuung immer etwas mehr als 50% der Kinder in den Schulen sein werden. In Grundschulen oftmals bis zu 65%.

Freiburg hat ungefähr 40.000 Schülerinnen und Schüler. Somit war die magische Grenze für einen gesicherten Schulbetrieb ab 19. April 40.000 plus x Schnelltest-Kits. Soviel hatte das Land bis Freitagvormittag noch nicht geliefert, denn es wurden bereits in der aktuellen Woche aus den ersten Lieferungen Tests für Kinder in Abschlussklassen, SBBZ G/K und Notbetreuung benötigt.

Erst durch die 80.000 Schnelltests, die Freitagmittag eintrudelten, war die notwendige Anzahl in der Stadt erreicht.

Planung an den Schulen

Zum Alltag der Schulen zählt seit einem Jahr die flexible Planung. Stundenpläne werden nicht mehr für ein Schuljahr gemacht, sondern alles steht ständig zur Disposition:

Stundenpläne, Zeitraster, Pausenrhythmen, Fächerkanon, Klassen- bzw. Gruppenstärken, Lehrer*innen-Zuteilung – ständig im Wandel. Cluster oder Kohorten werden gebildet und umgeschmissen, Fernlern-Methoden angepasst, Risikogruppen berücksichtigt und schulische Besonderheiten beachtet. Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen, komplettes Fernlernen, Wechselbetrieb, Notbetreuung – ständig ist alles im Fluss.

Bildungsgerechtigkeit ist da nicht immer möglich: Was für die eine Schule geht, ist für die Nachbarschule gänzlich unmöglich. Das ist nicht Unfähigkeit oder böser Wille und erst recht nicht Sorglosigkeit. Jede*r Rektor*in, jedes Schulleitungs-Team tut das mögliche im Rahmen der Gegebenheiten vor Ort. Was aber an einer einzügigen Schule mit Raumreserve und geringer Notbetreuungs-Quote geht, ist deswegen an einer vierzügigen Schule mit großen Klassen, aber beengten Räumlichkeiten bei gleichzeitig 30% Kindern in Notbetreuung deshalb noch lange nicht ebenso einfach möglich.

Infektionssicherheit und Recht auf Bildung

Als Gesamtelternbeiräte in Baden-Württemberg haben wir uns bereits am 26. März dafür ausgesprochen, dass die angekündigten Testkapazitäten am ersten Präsenztag nach den Osterferien zur Verfügung stehen müssen. Diese Haltung vertreten auch viele Schulleitungen im Land. Ein gut geplanter und durchgeführter Fernunterricht für alle ist daher manchmal besser als eine übers Knie gebroche Schulöffnung für nur einige Kinder bei gleichzeitig unsicherer Schnelltest-Verfügbarkeit.

Wir können daher jede Schulleitung verstehen, die diese Woche die Einführung von Wechselbetrieb erstmal verschoben hat. Wie oben beschrieben, konnte sich niemand sicher sein, dass ausreichend Tests da sein werden und irgendwann muss man die Planung für die nächste Schulwoche festzurren. Das ist für viele Eltern ärgerlich und mit Anstrengungen verbunden; doch wir hoffen, dass die Aussicht auf einen sicheren und mit Schnelltests begleiteten Start zurück in die Präsenz für diese letzte Wartezeit versöhnt.

Zusammengefasst ist unser Motto:
Präsenzunterricht ist wichtig – aber nicht um den Preis möglicher Infektionen.

Was jede und jeder tun kann

Der Ausnahmezustand dauert nun schon sehr lange. An die Solidarität zu appellieren ist auch nicht die allerneueste Idee. Trotzdem bitten wir alle Eltern, deren Kinder unsere Schulen in Freiburg besuchen:

  • vertraut darauf, dass die Schulleitung das bestmögliche macht
  • schluckt – wo möglich – die Kröte unpassender Unterrichtszeiten oder unpraktischer Einteilung eurer Kinder in unterschiedliche Präsenzgruppen
  • bombardiert bei Fragen nicht direkt die Schulleitung; jede zu beantwortedne Elternmail fehlt bei den wichtigen ad-hoc-Umplanungen
  • koordiniert euch mit euren Elternvertretern für Anliegen der Klasse, koordiniert euch im Elternbeirat für Anliegen der Schule und helft so mit, keine Ressourcen für ähnliche Probleme zu binden
  • und unterstützt die Schulen z.B. durch rechtzeitig zurückgegebene Formulare (davon gibt es ja momentan nicht zu wenige…)

Als Gesamtelternbeirat danken wir ausdrücklich der Stadt Freiburg, die als Schulträger den Mangel aus Stuttgart bestmöglich aufzufangen versucht, die Verteilung der heute angelieferten Testkits übers Wochenende organisiert und vor allem durch die Lollitests in Grundschulen und SBBZ (und bald vielleicht auch noch an weiteren Schulen) Freiburger Schulen bald unabhängig(er) machen wird vom Land. Die Erfahrung hat leider gezeigt, dass im schulischen Bereich auf Stuttgart nur bedingt Verlass ist in Pandemie-Zeiten.

Wir danken auch allen engagierten Schulleiter*innen und Lehrer*innen, die unsere Kinder versuchen bestmöglich durch diese Zeit zu bringen. Und die dabei jedes Mal auf kurzfristigste Anweisungen praktikable Lösungen finden müssen – was auch fast immer gelingt.

Und wir danken allen Eltern, die ihre Kinder nach Kräften unterstützen. Wir wissen aus eigener Erfahrung, wie nervenaufreibend und kräftezehrend und herausfordernd und schwierig das ist.

Bleibt alle gesund!


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