Wie kann besseres Schulessen in Freiburg Wirklichkeit werden? Diese Fragestellung war Ausgangspunkt für eine große Umfrage unter Freiburger Eltern sowie Schülerinnen und Schülern im Juni und Juli dieses Jahres. Als „Bürgerbeteiligung in Eigeninitiative“ gestartet, wollte der Gesamtelternbeirat der Stadtverwaltung Hilfestellung bei der Weiterentwicklung des Schulessens bieten: Welche Erwartungen hat die Zielgruppe an das warme Mittagessen in der Schule? Zu der Umfrage hatten die Elternbeiräte der Freiburger Schulen in der 2. GEB-Sitzung 21/22 den Auftrag erteilt.
Update 15. Oktober 2022: Unsere Stellungnahme zum Vorhaben der Stadt beim Schulessen
Schulessen wird an deutschen Schulen bisher eher stiefmütterlich behandelt. Bei der Weiterentwicklung der Schulen in Baden-Württemberg hin zu Ganztagsschulen oder zumindest zu Schulen mit vermehrt Nachmittags-Unterricht fehlte leider eines: der entsprechende Ausbau der Infrastruktur jenseits des reinen Unterrichts. Ist bei unseren Nachbarn im Westen die bestens ausgestattete Kantine mit eigener Küche in nahezu jeder Schule Standard, müssen an manchen Freiburger Schulen die Kinder aus Einmal-Geschirr im Klassenzimmer essen. Dieser notwendige Ausbau der Infrastruktur war somit auch wenig überraschend einer der häufiger genannten Verbesserungs-Punkte in der Umfrage.
1.680 Antworten flossen in die Auswertung der Umfrage ein. 256 Antwortende gaben dabei an, bisher noch nicht an der aktuellen Schule gegessen zu haben. Immerhin 394 Antworten standen unter dem Motto „habe bereits teilgenommen, esse aber nicht mehr an der Schule“. Diese Teilnehmenden waren insbesondere wichtig, um Perspektiven aufzuzeigen, wie künftig wieder bzw. noch mehr Kinder in den Genuss eines warmen Schul-Mittagessens kommen können. Denn die Beweggründe, warum momentan nicht oder nicht mehr teilgenommen wird, stellen wichtige Indikatoren da, wo Verbesserungspotenzial besteht. Die 1.030 Antworten derer, die momentan am warmen Mittagessen teilnehmen, bilden in den Ergebnissen den Löwenanteil der Beurteilung des Status Quo. Aber auch diese wurden gefragt, wo sie trotz ihrer Teilnahme noch Luft nach oben sähen.
Die drei Hauptwünsche sind dabei bessere Qualität, größere Auswahl und ein flexiblerer und einfacherer Bestellprozess. Wenig überraschend sind damit auch die beiden Hauptgründe, warum bisher noch nicht oder nicht mehr am warmen Mittagessen teilgenommen wird: Auf Platz eins und zwei stehen hier die Aussagen „die Qualität stimmt nicht“ sowie „im Speiseplan steht nichts, was der/dem Schüler*in schmeckt“.
Dass besseres Schulessen in Freiburg ein wichtiges Thema ist, zeigen auch die weiteren Angaben der Teilnehmenden: Im Schnitt an 3,6 Nachmittagen pro Woche sind diese an der Schule; an manchen Schulen sind es sogar durchschnittlich viereinhalb Tage. Perspektivisch wird diese Zahl insbesondere im Grundschulbereich wahrscheinlich noch zunehmen, wenn in wenigen Jahren der gesetzliche Anspruch auf ganztägige Betreuung kommt. Dann werden weitaus mehr Mittagessen pro Woche in der Schule als zu Hause eingenommen.
Bei dieser Quote langfristig auf Behelfslösungen zu setzen, dürfte unbefriedigend sein: Insgesamt 62% bringen ein Vesper von zu Hause mit. 15% derer, die nicht am Schulessen teilnehmen, gaben an, sich etwas außerhalb der Schule zu kaufen. Was wenig überraschend in der überwiegenden Zahl der Fälle nur bei weiterführenden Schulen der Fall ist. Mit 48 % unter diesen Schülerinnen und Schülern war das Einkaufsziel „Fast Food“ die Hauptnennung. Angesichts des Anspruchs von Schule, auch ernährungsbildend zu wirken sowie gesunde und vollwertige Nahrung anzubieten, ist diese Mittagessensoption die am wenigsten sinnvolle.
Auffallend ist: die Bewertung des aktuellen Essensangebots mit Schulnoten fällt nicht durchweg negativ aus. Außer dem Aspekt „Möglichkeit, als Eltern beziehungsweise Schüler*in beim Essen mitzureden“, der mit 4,5 die schlechteste Note erhielt, wurden alle Aspekte mit Noten zwischen 3+ und 3- bewertet. So zum Beispiel die Auswahl oder die Abwechslung im Speiseplan.
Ein Wermutstropfen der Umfrage-Erkenntnisse ist jedoch der offenbar deutliche qualitative Unterschied zwischen dem Schulessen an privaten und öffentlichen Schulen. Bei den wichtigen Punkten „Auswahl“ und „Abwechslung“ fällt die Benotung des Angebots an Privatschulen nahezu einen gesamten Notenwert besser aus.
Keine Utopie ist offenbar das Vorhaben des Gesamtelternbeirats, mehr Schülerinnen und Schüler zum warmen Schulessen zu bewegen. Unter denen, die momentan nicht im Schulessen teilnehmen, können sich 76 % vorstellen, wieder oder erstmals das Schulessen in Anspruch zu nehmen, wenn die Hauptkritikpunkte angegangen werden. Und auch jene, die momentan bereits teilnehmen, dies aber basierend auf dem Speiseplan nicht täglich tun, wollen oftmals gerne häufiger am warmen Essensangebot der Schule partizipieren.
Ein geringes Problem stellt für die meisten Eltern auch eine preisliche Anpassung da. Der seit vielen Jahren eingefrorene Elternanteil von 3,90 € ist bekanntlich bei weitem nicht kostendeckend. Angesichts der steigenden Kosten in allen Bereichen wollen an ihm auch nicht alle Eltern unbedingt festhalten. Immerhin sind auch die Kosten alternativer Essensangebote oft höher (so geben die „Fast-Food-Schüler*innen“ im Schnitt 5,15 € pro Essen aus). Daher bejahen 837 Teilnehmende die Frage nach der Bereitschaft künftig mehr zu bezahlen, wenn sich das Essensangebot ihrer Meinung nach verbessere. Lediglich 227 verneinten diese Frage.
Als Gesamtelternbeirat freuen wir uns auf die weiteren Gespräche mit den Verantwortlichen. Wir wünschen uns ein zunächst vor allem quantitativ besseres Schulessen in Freiburg, das dann in der Breite und basierend auf dem Bedarf der Zielgruppe auch qualitativ weiterentwickelt werden sollte.
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